Biografie

Ira Goldbecher praktiziert seit 2013 Ashtanga Yoga. 2019 absolvierte sie einen 5 – wöchigen Intensiv-Ashtanga-Kurs beim Mysore Mandala Yoga Shala (Indien). 2021 folgten dann die 200 Stunden Yoga-Lehrerinnen-Ausbildung auf Mallorca bei Green Yoga International und 2023 die 300 Stunden Yoga-Lehrerinnen-Ausbildung bei der Bala Yoga School in Auroville (Indien). Im Sommer 2024 schloss Ira an der Ishavasyam Yoga School (Rishikesh) eine Weiterbildung zur Yin Yoga – Lehrerin ab. Gemeinsam mit Bettina Bölkow gründete sie 2022 die Mantra-Gruppe Soul Sangha (Violine, Harmonium und Gesang).  

Ira unterrichtet Vinyasa Flow Yoga mit einem ganzheitlichen Fokus auf Pranayama, Asana, Mythologie, indischer Kultur und Meditation. Sie ist Teil des Leher:innen-Teams der Yogaschule Solis Braunschweig, wo sie regelmäßig Yoga-Stunden, Workshops und Konzerte anbietet.

YOGA IST POLITISCH!

 Yoga und Kulturelle Aneignung 

Der Begriff der „Cultural Appropriation“ kommt aus dem englischen Sprachraum, wo die Debatte um das durch die Zeit der Kolonialisierung verursachte Machtgefälle und den damit verbundenen Kulturdiebstahl schon länger ein gesellschaftliches Thema ist. Das Ausmaß des geführten Diskurses und die unterschiedlichen Definitionen des Begriffs können innerhalb dieses Rahmens von mir nicht in seiner Gänze dargestellt werden. Dennoch ist auch die Praxis und Philosophie des Yoga Teil dieses Machtgefälles, vor allem, wenn man bedenkt, dass der indischen Bevölkerung im Zuge der britischen Kolonialisierung eigene spirituelle und kulturelle Praktiken verboten wurden, während sie sich an den westlichen Lebensstil anpassen sollten. Dass die millionenschwere Wellness-Industrie Yoga in den letzten Jahrzehnten zunehmend kommerzialisiert hat und davon größtenteils die westliche, weiße Mehrheitsgesellschaft profitiert, scheint in Anbetracht postkolonialer Geschichte nicht nur problematisch, sondern auch zutiefst ungerecht.  

Yoga als Sport zu unterrichten und es somit zu verflachen, heilige Symbole wie Dekoration zu verwenden ohne den Ursprung und die Bedeutung zu wissen, Mantras aus ihrem Kontext zu entkoppeln, Fachbegriffe nicht zu kennen und Namen in Sanskrit nicht zu benutzen, Menschen aus dem Unterricht auszuschließen, Gelehrte der Yoga-Philosophie nicht zu würdigen und die Kultur, die Rituale, den Ursprung und die Quellen, die zum Yoga dazugehören,  nicht zu akkreditieren, kann Betroffene verletzen und führt letztendlich zu als eigen deklarierte Neuschreibungen im westlichen Kontext.  

Kann Yoga ohne kulturelle Aneignung überhaupt stattfinden? Wie kann ich Yoga respektvoll lehren? Reicht eine Bewusstmachung der Geschichte und der postkolonialen Machtstrukturen aus? Wie können wir alle gleichermaßen profitieren? Diese Fragen sind auch für mich unangenehm, weil ich Teil des Systems bin. Yoga in Europa kann nicht zu 100% identisch mit der Yoga Praxis in Indien sein, dafür sind unsere Weltanschauungen und gesellschaftlichen Prägungen zu unterschiedlich. Dies nicht zur berücksichtigen, würde Yoga von den Menschen und der Lebensrealität entfernen. Und dennoch: Minderheiten zu inkludieren und die Kultur und den Ursprung von Yoga zu ehren, sind Leitsätze, nach denen jede lehrende Person unterrichten sollte.  Auch wenn internalisierter Rassismus, der eng mit der Kulturellen Aneignung verbunden ist, ein überwältigendes Gefühl hinterlässt, reden wir von einem ganzheitlich gesellschaftlichen Problem, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen. Als Gemeinschaft auf sozialer und politischer Ebene, und jede:r einzeln für sich.